Dienstag, 16. Januar 2018

81 Vegane Pornos

Ich verrate euch heute einen Fetisch von mir:

Ich kucke auf Youtube immer so Veganer-Vlogs. 
Aber PSSSSSSTTT!!!!

Ja, ich finde die tatsächlich besser als jeden Porno. Was gibt es Ästhetischeres und Sinnlicheres als schöne Menschen und leckeres, perfekt angerichtetes Essen? Ich sag euch: Niemand vereint diese beiden sexy Elemente so gekonnt wie die veganen Vlogerinnen. 

Ja, denn es sind tatsächlich fast immer Frauen, die ihr fleischloses Leben mit der Kamera festhalten: Sie sind allesamt jung, wahnsinnig gut aussehend und mit perfekten Körpern. Sie haben wahnsinnig gut aussehende Männer mit perfekten Körpern und eine Horde sehr süsser, unglaublich intelligenter Kinder.
Sie leben meist an exotischen, fancy Orten wie Hawaii, Australien oder Neuseeland oder jetten auf der Welt umher. Dabei passen ihre Besitztümer in einen einzigen Rucksack, denn so gut wie sie aussehen und so cool ihr Leben ist, da brauchen sie nicht auch noch materielle Dinge, um glücklich zu sein. Die Frauen tragen meistens auch kein Makeup, benützen kein Deo, oft nicht mal einen BH, nein, alles ist ganz Natur. Eben genau so wie ihr Essen. "Plant based". Auf den Tisch kommen keinerlei tierische Produkte. Aber ihre Mahlzeiten sind aufwendiger als jeder Sauerbraten. 
Und oft flüssig.
Was da eins Bananen, Mangos, Papayas, Datteln, Beeren, Spinat, Avocados, Chiasamen, Spirulina und "Barley Grass Powder" (keine Ahnung, was das ist, aber offenbar ein unentbehrlicher Superfood) zu cremigen Smoothies zusammengemixt wird! Das grüne oder violette Zeugs sieht jeweils so appetitlich aus, dass mir förmlich der Speichel tropft! Ich kapiere nicht, wie die das Gesöff jeweils so foodporn-like hinbekommen - ich hab mir letzthin auch eine Papaya in den Mixer geschmissen, es sah hinterher aus wie Kotze und schmeckte auch so. 


Serviert wird das ganze auch in allen Vlogs immer genau gleich: In übergrossen Marmeladegläsern mit einem Loch im Deckel, durch das man einen Strohhalm aus Metall steckt - natürlich wiederverwertbar, denn in einem anständigen Veganer-Haushalt auf Hawaii macht man natürlich keinen Abfall!
Zum Znacht gibt es dann Wraps aus Salatblättern, gefüllt mit viel Gemüse, Tempeh und Avocado, gewürzt mit "Cashew Butter" (wo um Himmels Willen kriegt man denn sowas?) und "Nutritional Yeast" (so eine Art gesundes Aromat). Oder Porridge mit Hafermilch, aufgepeppt mit 17 verschiedenen Früchten, Samen und zerdrückter Avocado. Oder auch Tofuburger im Sauerteigbrot mit selbst gemachten "Sweet Potato Fries" auf Avocadodip. Oder "Kale" (Wirsing?) in allen Variationen, als Salat, Chips, Saft. Und mit Avocado. Und zum Dessert Bananen-"Nicecream" mit Kokosflocken, Kakaostückchen und Hanfsamen. Auch dazu passt immer Avocado. 
Und alles immer in rauhen Mengen! Offenbar muss man ganze Berge essen, wenn man sich vegan ernährt, sonst fällt man vom Fleisch. Hauptsache zucker-, salz- und ölfrei, unverarbeitet und Bio, und alles hübsch drapiert wie auf einem Foto bei Betty Bossy. Zu Trinken gibt es selbst gemachtes Kombucha. Der Pilz, den sie zum Fermentieren züchten, sieht aus wie eine menschliche Plazenta und löst bei mir jeweils Würgereflexe aus, aber hey!, er ist gesund!

Jedenfalls krieg ich immer Hunger und Durst allein schon vom Zuschauen. Und ich staune immer, mit wieviel Liebe diese Vegi-Vloggerinnen mit den Lebensmitteln umgehen, wieviel Zeit und Energie sie nur schon in ein einziges Glas Saft stecken!

Gut, man muss dazu vielleicht sagen: Sie haben auch die Zeit dazu. Vegan-Vlog-Familien sind offenbar sehr traditionell: Der Mann arbeitet, die Frauen gebären zu Hause ihre Kinder gänzlich ohne Drogen, machen Yoga, bepflanzen den Garten, pflegen den Kombucha-Pilz - und filmen eben. Und am Wochenende (das sehr oft zu sein scheint auf Hawaii oder Neuseeland) stürzen sich alle auf dem Surfbrett in das türkisblaue Meer, wandern durch den malerischen Regenwald oder fliegen nach Bali. 

Ein perfekt durchdachter Lifestyle, in dem niemand auch nur eine Sekunde ein schlechtes Gewissen haben muss und alle immer strahlen wie Beznau 1 und 2.

Seit ich diese Vlogs kucke, trinke ich ständig Kombucha (vom Migros, nicht selbst gezüchtet!) und esse Avocados. 
Ich denke daran, meinen ganzen Besitz zu verkaufen, die BHs wegzuwerfen und mit einem Rucksack nach Hawaii zu ziehen, wo ich wunderschön, unendlich glücklich und gesund werde und Teil dieser veganen Pornos. 

Aber dann erinnere ich mich daran, wie ungern ich Gemüse schnipple und koche. 
Und vor dem Laptop ist es eben doch bequemer.